Parken in der Stadt: Smartes Parkraummanagement als urbane Herausforderung
Mehr Einwohner, mehr Pendler, mehr Lieferverkehr: Der Platz wird knapp und die Konkurrenz um die Nutzung der vorhandenen Kapazitäten wird zunehmend größer. Gleichzeitig bleibt die Mobilität ein entscheidender Faktor für die Funktionalität urbaner Räume. Ein Schlüsselbeitrag zur Lösung dieser Probleme liegt im Bereich der Digitalisierung: Smartes, plattformbasiertes Parkraummanagement kann eine nachhaltige urbane Mobilität zielgerichtet unterstützen, indem es die Optimierung von Verkehrsflüssen ermöglicht und damit zu einer erheblichen Reduzierung des Parksuchverkehrs beiträgt. Auch in Deutschland wird dieses Thema zunehmend forciert: Der Verband der Automobilindustrie VDA und der Bundesverband Parken e.V. fordern eine zielgerichtete Parkraumbewirtschaftung öffentlicher Stellplätze in Innenstädten.
Bedeutung eines effizienten öffentlichen Parkraummanagements
Um eine umfassende Bewirtschaftung von Parkräumen zu betrachten, stellt sich zunächst eine Frage: Was verstehen Verbände eigentlich unter Parkraummanagement bzw. Parkraumbewirtschaftung? Das Deutsche Institut für Urbanistik (DIFU) versteht Parkraummanagement als „zeitliche und räumliche Beeinflussung der Parkraumnutzung durch bauliche, organisatorische und verkehrsrechtliche Maßnahmen […], die lokale Bedingungen berücksichtigt.“ Parkraummanagement dient also dazu, das Parkraumangebot und die damit verbundene Nachfrage zu steuern, und dabei insbesondere die Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Verträglichkeit zu berücksichtigen. Laut DIFU müssen für ein erfolgreiches Parkraummanagement Maßnahmen bzw. Daten der Angebotssteuerung, des Parkraumangebots, der Informations- und Leitsysteme sowie der Parkraumbewirtschaftung miteinbezogen werden. Und das Wichtigste: Parkraummanagement beschreibt einen wichtigen Baustein eines integrierten Mobilitätskonzepts.
Letztendlich entwickeln sich Verkehrschaos und Straßenüberlastung immer dann, wenn es öffentlichen und privaten Parkflächen an effizienter Parkraumbewirtschaftung fehlt. Vor diesem Hintergrund ist das Positionspapier zum Thema Parkraummanagement des VDA zu verstehen, der zu Jahresbeginn 2020 Hauptthemen und –maßnahmen erarbeitet hat, die eine effiziente Parkraumbewirtschaftung in urbanen Räumen ermöglichen. Wir haben die 5 Kernmaßnahmen zusammengestellt.
5 Maßnahmen für eine effiziente Parkraumbewirtschaftung
Effiziente Nutzung von Parkräumen gewährleisten – Parkraum flächendeckend bewirtschaften
Die flächendeckende Einführung von Parkrauminformations- und Leitsystemen, teilweise auch virtuell bzw. online integriert über Navigationssysteme, ist eine Grundvoraussetzung für die effektive Auslastung der vorhandenen Infrastruktur und verringert somit den Parksuchverkehr. Eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung in der Stadt verhindert zusätzlich die Verlagerung des Parkverkehrs in andere, nicht bewirtschaftete Stadtteile. Die Erklärung ist einfach: Kostenlose Parkplätze und Parkscheibenregelungen in Kombination mit niedrigen Parkgebühren lösen einen erhöhten Parksuchverkehr aus, während Parkgaragen die nicht kostenlos sind, gemieden werden. Die Parkgebühren sollten nach Forderungen des VDA daher über das gesamte Stadtgebiet fair und gleich geregelt sein und mindestens so hoch wie die Gebühren in den bereits vorhandenen bewirtschafteten Parkanlagen sein. Auf diese Weise bestehen gleiche Parkbedingungen für alle städtischen Verkehrsteilnehmer und der Parkplatzsuchverkehr wird gleichmäßig verteilt.
Öffentlichen Verkehrsraum gemeinsam nutzen – Parkplatz Sharing ermöglichen
Ein häufiges Problem des knappen Parkraumes ist die fehlende effiziente Nutzung von allen Verkehrsteilnehmern. Um dies zu gewährleisten, ist eine Umsetzung von Shared-Space-Konzepten gefragt. So können beispielsweise Anwohner und Arbeitnehmer den gleichen Parkraum zeitversetzt nutzen und auf diese Weise die zur Verfügung stehenden Flächen effizient bewirtschaften. Die Umsetzung eines derartigen Konzepts wird bereits mit Hilfe von diversen Apps wie Ampido oder Parkinglist angegangen.
Die Vorteile der Parkplatz-Sharing-Konzepte liegen auf der Hand, sowohl für die Besitzer von Parkplätzen als auch für Parkplatz suchenden Autofahrer: Wer seinen Parkplatz über eine der Plattformen oder Apps auf dem Markt vermietet, kann dies nahezu ohne Aufwand tun und sich einen unkomplizierten Nebenverdienst sichern. Lediglich die Zeit, in welcher der entsprechende Parkplatz frei ist, sowie der Preis, den man dafür verlangt, müssen angegeben werden. Den Rest erledigen die jeweiligen Anbieter. Darüber hinaus wird der Parkraum optimal ausgelastet und der lästige Parkplatzsuchverkehr deutlich verkürzt. Gesharte Parkplätze sind oftmals auch günstiger als klassische Parkhäuser und Tiefgaragen. Nicht zu vergessen sind die Fakten: Parkplatzsuche verursacht Kosten von rund 896 € jährlich pro Fahrer, also insgesamt 40 Milliarden Euro. Es besteht daher ein großes Einsparpotential, welches mit Parkplatz-Sharing angegangen wird.
Regulierungsmaßnahmen für innerstädtisches Parken
Das Ziel einer festgesetzten Höchstparkdauer ist es, den ruhenden Verkehr in die vorhandenen Parkgaragen abzuleiten. Die Idee dahinter kann man in etwa mit der Reservierung eines Liegestuhls am Pool gleichsetzen: Gibt es keine Höchstparkdauer, stehen Fahrzeuge oftmals länger als gedacht am Straßenrand und werden nicht bewegt, um den gut gelegenen Parkplatz nicht aufzugeben. Dies verringert jedoch die Chance für andere Verkehrsteilnehmer, den Parkraum ebenfalls zu nutzen. Daher sollte die Belegungszeit je Parkvorgang am Straßenrand beschränkt werden. Übersichtliche Parktarife in nicht zu kleinen Zeiteinheiten können hier sinnvolle Unterstützung leisten.
Um Parkräume übersichtlich und sinnvoll zu bewirtschaften, sollte darüber hinaus auch das illegale Parken verhindert werden. Dafür könnte man einerseits den öffentlichen Raum baulich so gestalten, dass das Parken nur auf den dafür vorgesehenen Flächen möglich ist. Dies kann beispielsweise durch Zugangsbarrieren wie Poller oder Sperrbügel gewährleistet werden.
Andererseits könnte durch eine intensive und räumlich erweiterte Parkraumüberwachung das Falschparken unterbunden werden. Hierfür stehen Städten und Kommunen, Polizei oder auch privatrechtlich organisierte Parkraumüberwachung wie Playfair-Parking zur Verfügung. Unterstützend ist es nach Meinung des VDA überlegenswert, einhergehende Verwarnungsgelder anzupassen. Wenn diese für Parkverstöße deutlich höher ausfallen als das Tagesmaximum in einer Parkgarage oder am Straßenrand, ziehen viele illegale Parker vielleicht in Erwägung, das legale Parken vorzuziehen.
Park+Ride-Systeme ausbauen – für weniger Verkehr in der Stadt
Nach Meinung des VDA sollten Park+Ride-Standorte außerhalb der Kernstadt geplant und so bewirtschaftet werden, dass eine nicht vorgesehene Nutzung, beispielsweise durch Anwohner, vermieden werden kann. Ziel dieser Maßnahme ist der deutliche Ausbau der bisher vorhandenen P+R-Infrastruktur, ohne den es keine funktionierende Verkehrswende geben kann.
Für die Umsetzung sind neben den Kommunen aber vor allem auch die übergeordneten Institutionen gefragt. Die Verkehrsministerien der Länder könnten die Koordination beim Ausbau der Park-Infrastruktur übernehmen und parallel die Standards für Park+Ride-Angebote vereinheitlichen. Die Stadt München ist ein Beispiel, die in der Vergangenheit P+R Anlagen ausgebaut hat und deren Anlagen laut einem Test des ADAC benutzerfreundlich gestaltet sind und weiter ausgebaut werden sollten.
Dass sich ein nachhaltiges Engagement lohnt, beweist das Straßburger Verkehrskonzept: Das über Jahre modifizierte und mittlerweile etablierte Straßburger ÖPNV-Modell entlastet die Umwelt und das Verkehrschaos in der Innenstadt. Mithilfe eines Revivals der Straßenbahn konnte man Fahrverbote vermeiden, das Ticket für Park-and-Ride-Plätze dient gleichzeitig als Fahrschein für die Tram. Die Wirtschaft hat sich in Straßburg übrigens an den Kosten der Umsetzung beteiligt. Mittlerweile funktioniert in Straßburg der Öffentliche Nahverkehr vorbildlich, es gibt sechs Straßenbahn- und 32 Buslinien. In den vergangenen 20 Jahren hat die Stadt das Tram-System sukzessive ausgebaut, nachdem man es 1960 zunächst komplett eingestellt hatte. Den wichtigsten Faktor des neuen Verkehrskonzeptes bilden die Verkehrsdrehscheiben mit großen „Park-and-Ride-Plätzen“ vor den Toren der Stadt. Bis zu 24 Stunden Parken kosten dort etwas über 4 Euro, der Parkschein ist gleichzeitig das Straßenbahnticket.Acht Parkflächen und Parkhäuser stehen mittlerweile rings um Straßburg zur Verfügung, um vom Auto in ein gut funktionierendes System von Bahnen und Bussen umzusteigen. Zusätzlich werden auch abschließbare Stellplätze für Fahrräder angeboten und es stehen Touristen und Bürgern Mieträder zur Verfügung. Straßburg zeigt den zukunftsfähigen Stadtverkehr: Moderner öffentlicher Nahverkehr statt Fahrverboten und günstige Park-and-Ride-Tickets statt gefühlter Gebührenabzocke.
Service in Parkhäusern verbessern – das Parkhaus als Mobilitätshub
Attraktive zusätzliche Serviceangebote sollen die Funktionen einer vorhandenen Parkgarage zukünftig optimal ergänzen. Das Parkhaus wird so nicht nur zum Parkraum, sondern auch zum Service- und Mobilitätshub: Experten sprechen hier von der Förderung der „Intermodalität“ – Der Wechsel zwischen PKW, Leihfahrrad, und E-Roller kann in einer Parkgarage leicht umgesetzt werden. Auch Konzepte für geteilte Mobilität wie Car-Sharing oder die Anbringung von E-Ladestationen haben vielfach mittlerweile einen festen Platz in modernen Parkgaragen, die sich mit diesem Angebot zu umfassenden Mobilitätsdienstleistern wandeln. Das Thema Attraktivität bezieht sich jedoch nicht nur auf das vorhandene Angebot: Parkgaragen sollten mehr sein als reine Funktionsräume. Eine nachhaltige Außen- und Innengestaltung sowie erlebbare Ästhetik der Gebäude spielen dabei zukünftig für das moderne Stadtbild eine ebenso wichtige Rolle wie die angebotenen Services an sich. Beispiele für eine höhere Nutzerfreundlichkeit in der Ausgestaltung sind ausreichend breite Stellplätze, gut befahrbare Rampen, Helligkeit, Orientierungshilfen an Ein-/Ausfahrt und Parkdecks, sowie eine ansprechende Sauberkeit der Anlage – denn all das fördert die Akzeptanz und Frequentierung durch die Bürger, Anwohner und Touristen.
Effizientes Parkraummanagement bedeutet die Steigerung der Lebens- und Mobilitätsqualität
Nach Betrachtung aller mit der Thematik verbundenen Fakten ist eines nicht von der Hand zu weisen: Ein effizientes, flächendeckendes Parkraummanagement trägt zur Lebensqualität in urbanen Räumen bei. Die Vorteile eines gelungenen Parkraummanagements für die Städte und die Menschen, die sich in ihnen bewegen, fallen sehr eindeutig aus: Für Anwohner, Bürger und Touristen bedeutet eine effiziente Parkraumbewirtschaftung in der Stadt ein nachhaltiges Umfeld, zu dem dank der Digitalisierung einfach beigetragen werden kann – die Apps zur Parkraumbewirtschaftung schaffen mehr Transparenz und erleichtern Besuchern beispielsweise die schnelle und stressfreie Parkplatzsuche- und das Auffinden. Viele Smart Parking Apps wie PARCO erlauben zudem bereits die Bezahlung und Kontrolle durch Ordnungshüter. Für Städte wird das positive Image der Stadt verstärkt und ein geringeres Verkehrsaufkommen macht den Stadtkern durch eine geringere Emissions- und Lärmbelästigung attraktiver für Anwohner und Touristen.
Fazit: Modernes City Parken ohne Parkraumbewirtschaftung nicht möglich
Zwar befinden sich die Konzepte zu einer umfassenden Parkraumbewirtschaftung vielfach noch in den Anfängen, dennoch beschäftigen sich immer mehr Städte mit den Bedingungen, Konzepten und Anbietern der städtischen Parkraumbewirtschaftung. Mittlerweile beschäftigen sich eine Vielzahl an Netzwerken und Aktivitäten, darunter mehr als 40 Projekte und über 300 Protagonisten, mit smarten Lösungen für die Stadt.Initiatoren von Smart City Parking-Projekten Die Verantwortlichen können dabei auf vorhandenes Know-how zurückgreifen: Denn einige Unternehmen und Start-Ups wie ParkHere bieten bereits ausgereifte intelligente Lösungen für digitales Parkraummanagement an, die fertig zur praktischen Umsetzung in der Schublade liegen.
Erste City-Konzepte zum intelligenten Parkraummanagement werden beispielsweise bereits in Metropolen wie Straßburg oder Berlin umgesetzt. Mit dem Projekt „Smart City Berlin“ verfolgen die politischen Verantwortlichen das Ziel, Berlin zur führenden Smart City in Europa zu machen und das in den Bereichen Energie- und Umwelttechnologie, Verkehr und Mobilität sowie Information und Kommunikation. Die dadurch geschaffenen neuen Strukturen schaffen Perspektiven für innovative Produkte und Dienstleistungen, erhöhen den Lebensstandard und tragen zum Klimaschutz bei.
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Quellen:
Agora
Zukunft Mobilität
Meinungsbarometer
Deutsches Institut für Urbanismus
FAZ
alle Quellen wurden am 19.02.2020 abgerufen.