Was versteht man unter nachhaltiger Mobilität?
Nachhaltige Mobilität hat zum Ziel, lediglich so viele Emissionen zu verursachen, wie das Ökosystem umwandeln kann. Das natürliche Gleichgewicht soll beibehalten werden, indem das Ökosystem die Emissionen vollständig regenerieren kann. Neben diesem Umwelt-Aspekt geht es bei nachhaltiger Mobilität außerdem darum, die vorhandenen Infrastruktur-Kapazitäten nicht zu überschreiten, wie etwa den Platz auf Straßen und Parkplätzen.
Im Sinne der nachhaltigen Mobilität soll also der Schadstoffausstoß verringert werden. Dies kann dadurch erfolgen, dass ein Verkehrsmittel nur wenige oder keine Emissionen verursacht, wie es beispielsweise bei Fahrrädern der Fall ist. Alternativ kann ein umweltfreundliches Verkehrsmittel ein weniger umweltfreundliches ersetzen – dies gilt etwa für öffentliche Verkehrsmittel, die viele Personen gleichzeitig transportieren, welche sonst im Individualverkehr beispielsweise mit dem PKW unterwegs wären.
Mobilität im Wandel – im Zeichen der Nachhaltigkeit
In den vergangenen Jahrzehnten haben strengere gesetzliche Vorschriften und entsprechende Antriebsforschungen der Automobilindustrie dazu geführt, dass PKW effizienter und gleichzeitig klima- und umweltverträglicher geworden sind. So konnten laut Umweltbundesamt seit 1995 die Schwefeldioxid-Emissionen um rund 98% gesenkt und auch die Emissionen von NMVOC Stickstoffoxiden und Feinstaub reduziert werden. Was jedoch bleibt, ist das Problem Kohlendioxid. Hier sind die Emissionen in den vergangenen 23 Jahren lediglich um 9% gesunken, und das aufgrund gestiegenen Individualverkehrs: Die Statistiken zeigen, der positive Effekt emissionsärmerer PKW wird durch das erhöhte Aufkommen des PKW-Verkehrs wieder aufgehoben (“Rebound-Effekt”). Marktforschungsinstitute bestätigen diesen Trend, denn 2019 waren in Deutschland mit 47 Millionen Fahrzeugen so viele PKW gemeldet wie noch nie. Die Folge: Die gesamten Kohlendioxid-Emissionen durch PKW-Verkehr sind ebenfalls um 3,7% angestiegen.
Statistik des Umweltbundesamtes zu den Emissionswerten von PKWs
Nachhaltige Mobilität im Alltag
Motorisierte Mobilität ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig ist der Verkehr in Deutschland nach der Energiewirtschaft (38,6%) und der Industrie (22,7%) mit einem Anteil von 20,8% einer der Hauptverursacher klimaschädlicher Treibhausgas-Emissionen. Nachhaltige Mobilitätskonzepte sind gefragt, um die Klimaziele zu erreichen. Bereits heute finden verschiedene Konzepte Anwendung, die unsere Mobilität im Alltag nachhaltiger machen.
Carpooling
Fahren zwei oder mehrere Kollegen zusammen mit dem Auto zur Arbeit statt jeder für sich, werden pro Person Emissionen eingespart. Sich ein Auto zu teilen, kann zu einer nachhaltigeren Mobilität beitragen und erfreut sich in der Gesellschaft zunehmender Beliebtheit. Daher bieten mittlerweile einige Unternehmen Incentivierungsmaßnahmen für die Nutzung von Carpooling unter Mitarbeitern an. Nicht immer ergibt sich diese Situation für den Arbeitsweg, aber dafür häufig bei privaten Fahrten beispielsweise am Wochenende. Hier setzen Anbieter wie Wunder Mobility an und vermitteln Fahrgemeinschaften über eine Plattform.
E-Bike-Sharing
E-Bikes sind im Geschäftsfeld der klimaneutralen Fahrräder eine komfortable Variante geworden. Da sie aber verglichen zur manuellen Variante teuer sind, kauft sich nicht jeder Pendler ein E-Bike für den eigenen Gebrauch. Bike-Sharing bietet jedoch die Möglichkeit zu nutzen ohne zu besitzen: Wer ein Fahrrad mit Elektro-Motor einmal ausprobieren möchte oder dauerhaft mieten will, wird beispielsweise bei Uber-Tochter Jump fündig. Gerade für längere Strecken oder Nicht-Sportler sind E-Bikes eine nachhaltige und bequeme Alternative zum Auto.
Carsharing
Die Idee des Carsharing: Die Nutzer verzichten auf einen eigenen PKW, welcher ohnehin die meiste Zeit des Tages nicht genutzt wird und mieten sich stattdessen bedarfsweise einen Wagen aus der Flotte eines Anbieters wie Sixt oder car2go. Nachhaltiger ist diese Lösung natürlich nur bedingt, wenn so tatsächlich das eigene (emissionsstärkere) Auto ersetzt wird und nicht etwa eine Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad.
E-Mobilität
Elektroautos emittieren keine Stickstoffoxide oder CO2 und gelten daher als die saubere Alternative zum Verbrennungsmotor. Komplett klimaneutral sind auch sie nicht, da sie aktuell nicht ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. In den meisten Bilanzen fallen E-Autos umweltschonender aus als vergleichbare Wagen mit Verbrennungsmotor. Viele Städte und Kommunen wie die Stadtwerke München bieten Ladesäulen auf Parkplätzen an, um die Attraktivität der Elektromobilität zu erhöhen.
Mobilitätskonzepte für Unternehmen
Als Arbeitgeber können Unternehmen einen wertvollen Beitrag zu einem nachhaltigen Mobilitätsverhalten ihrer Mitarbeiter beitragen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, eine “grüne” Fortbewegung der eigenen Mitarbeiter zu fördern.
Fahrgemeinschaften: In größeren Unternehmen sind Mitarbeiter zum Teil nicht ausreichend informiert, wer mit dem eigenen Auto den gleichen Arbeitsweg beschreitet. Arbeitgeber können Fahrgemeinschaften fördern, indem sie die Kontaktaufnahme über eine Plattform ermöglichen. Denkbar sind auch zusätzliche Vergünstigungen, beispielsweise besser gelegene Parkplätze für diejenigen PKW, die von Fahrgemeinschaften genutzt werden.
Bezuschussung des ÖPNV: Beispielsweise mit einem Jobticket, welches seit 2019 für den Arbeitgeber sogar steuerfrei ist, können Unternehmen ihren Mitarbeitern einen Zuschuss zum Arbeitsweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gewähren. Ist die nachhaltigere Alternative erst einmal die günstigere, dürften viele Mitarbeiter auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen. Darüber hinaus wird das Jobticket als Benefit wahrgenommen und kommt dem Arbeitgeber im Sinne des Employer Brandings zugute.
Stärkung der Fahrradnutzung: Um viele Mitarbeiter zum Umstieg aufs Fahrrad zu bewegen, ist die passende Infrastruktur notwendig. Dazu zählen neben Fahrradstellplätzen und Ladestationen für E-Bikes auch Duschen und Umkleiden für diejenigen Mitarbeiter, die eine längere Anfahrt mit dem Fahrrad hinter sich haben.
Flexibles Mobilitätsbudget: Viele Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern inzwischen statt eines Dienstwagens ein flexibles Mobilitätsbudget, bei welchem die Arbeitnehmer selbst entscheiden können, welches Verkehrsmittel sie wann nutzen möchten.
Leasing eines Dienstfahrrads: Die Steuervorteile eines Dienstwagens sind den meisten Arbeitgebern und Arbeitnehmern bekannt. Doch auch mit dem Leasen eines Dienstfahrrads lassen sich entsprechend Steuern sparen – egal ob es sich um ein E-Bike oder ein “normales” Fahrrad handelt.
Beispiel eines nachhaltigen Unternehmenskonzepts
Die Schwarz Gruppe, Betreiber der Einzelhandelsunternehmen Lidl und Kaufland, will mit ihrer Initiative ready4green ihre Mitarbeiter zu nachhaltiger Mobilität motivieren.
Das umfassende Konzept setzt an vier Stellen an:
Mitfahrgelegenheit: In Zusammenarbeit mit TwoGo bietet das Unternehmen seinen Arbeitnehmern die Möglichkeit, Fahrgemeinschaften für das tägliche Pendeln zur und von der Arbeit zu bilden. Ob und wieviel die Mitfahrer dem Fahrer für die Fahrt bezahlen wollen, liegt dabei in ihrem Ermessen.
Bus und Bahn: Die Mitarbeiter haben darüber hinaus die Möglichkeit, über ihren Arbeitgeber ein Jobticket zu bestellen. Aufgrund eines Rabatts für Sammelbestellungen und eines Arbeitgeberzuschusses ist dieses günstiger als ein reguläres Ticket.
Fuhrpark: Auch in der Firmenflotte setzt die Schwarz Gruppe auf Nachhaltigkeit und stellt verstärkt Autos mit alternativen Antrieben wie Strom, Gas und Hybrid zur Verfügung.
Fahrrad: Um die Mitarbeiter dazu anzuregen, per Fahrrad in die Arbeit zu kommen, bietet das Unternehmen einen Firmenrabatt bei MHW Bike-House GmbH sowie Leihräder zur dienstlichen Nutzung.
Initiativen und städtische Projekte für nachhaltige Mobilität
Deutschlandweit gibt es Initiativen von Städten oder Bürgern, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Mobilität einsetzen.
BüMobil
BüMobil ist eine Plattform für Bürger, die ihre Verkehrsbelange im öffentlichen Raum in die eigene Hand nehmen und sich in Bürgerinitiativen für entsprechende Projekte einsetzen. Ziel ist es, eine demokratische Bürgerbeteiligung bei der nachhaltigen Verkehrsplanung zu fördern. Darüber hinaus finden hier Bürgerinitiativen, die sich für nachhaltige Verkehrsprojekte einsetzen, zusammen und können von einem Wissensaustausch profitieren.
Inzell-Initiative München
In der Inzell-Initiative kooperieren die Landeshauptstadt München und die BMW Group. Seit 1995 arbeitet man hier an der Umsetzung zukunftsfähiger Lösungen für nachhaltige Mobilität in München. Zu den Ergebnissen der Initiative gehören das Parkraummanagement, ein Parkleitsystem sowie eine Radwegebeschilderung. Aufgrund des weiteren Wachstums von Stadt und Umland sieht die Initiative auch in den nächsten Jahren große Herausforderungen im Verkehrssektor auf München zukommen.
Fazit: Die Wende zur nachhaltigen Mobilität ist eingeleitet
Politische Entscheidungen, Unternehmensprojekte und Bürgerinitiativen zeigen: Allen Beteiligten ist bewusst, dass Mobilität sich wandelt und nachhaltiger werden muss, wenn die gesetzten Klimaziele eingehalten werden sollen. Die ersten Schritte sind etwa mit dem Klimaschutzgesetz der Bundesregierung getan und werden zunehmend durch nachhaltige Möglichkeiten für den Alltag wie Car-Sharing und Förderung der Elektromobilität ergänzt, um ein geändertes Mobilitätsverhalten der Bürger zu erleichtern.
Ob es gelingen wird, die angestrebten CO2-Einsparungen bis 2030 zu erreichen und diese Wende erfolgreich zu vollenden, werden die nächsten Jahre zeigen.
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Quellen:
https://www.umweltbundesamt.de/bild/spezifische-emissionen-pkw-emissionen-pkw
https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/nationale-klimapolitik/klimaschutzplan-2050/
https://de.wikipedia.org/wiki/Jobticket#Steuerrecht_in_Deutschland
https://www.finanztip.de/dienstfahrrad/
Alle Quellen wurden am 22.07.2024 abgerufen