Mobility-as-a-Service stammt ursprünglich aus einem Thesenpapier für die Wirtschaftshochschule Aalto in Helsinki. Der Begriff steht für das Prinzip der Fortbewegung mittels verschiedener Mobilitätsdienste – wie etwa Shuttle-Service, Ride-Hailing, Car- und Bike-Sharing und ÖPNV. Im engeren Sinne wird unter MaaS heute eine plattformbasierte Software-Lösung verstanden, mit der die Angebote von mehreren Mobilitätsanbietern gesammelt in Anspruch genommen werden können. Eine solche Software-Lösung ermöglicht nicht nur eine multimodale Routenplanung, sondern auch das direkte Buchen von Trips inklusive bargeldloser Abrechnung per App. MaaS macht somit den Besitz eines Fahrzeugs verzichtbar (aber nicht völlig obsolet). Daraus könnte sich zum einen ein verringerter Bedarf an Parkflächen im öffentlichen Raum ergeben und zum anderen eine Reduzierung des Gesamtverkehrsaufkommens.

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Gigantisches Wachstumspotenzial

Angesichts des weltweit anhaltenden Trends der Urbanisierung – Prognosen zufolge sollen im Jahr 2050 rund 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben – überrascht es nicht, dass Wirtschaftsexperten dem Konzept MaaS ein gigantisches Potenzial zusprechen. Schließlich nehmen die verkehrsbedingten Platz- und Umweltprobleme in den Städten bereits überhand; da ist jede Alternative zum autodominierten Verkehr willkommen. Im Jahr 2018 führte das Forschungsinstitut Juniper Research eine Studie zur Mobilität der Zukunft durch. In dieser wurde dem Konzept Mobility-as-a-Service bis zum Jahr 2023 weltweit ein Gewinnpotenzial in Höhe von 11 Milliarden US-Dollar prophezeit – das entspräche einem jährlichen Wachstum von über 150 Prozent. Insbesondere Start-ups profitieren von dieser hohen Erwartung: Allein in Deutschland wurden 2019 über 1,6 Milliarden Euro in Mobility-Start-ups investiert. Damit war der Mobility-Sektor der bei Weitem beliebteste Sektor für Start-up-Investitionen. 

Corona ist keine Bremse

Mit dem Ausbruch des COVID19-Virus kam die Shared-Mobility zwar beinahe zum Erliegen – allerdings nur vorübergehend. Das eigene Auto gewann kurzfristig wieder an Attraktivität. Die Pandemie leitete jedoch auch einen Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt ein: In fast allen Branchen wurde Home Office eingeführt; der gesamte Bedarf an Personentransporten sank. Das führte dazu, dass viele Pendler ihr Auto kaum noch bewegten und sich der laufenden Auto-Fixkosten umso stärker bewusst wurden. Mit der Aufhebung der rigorosen Lockdowns in Europa nach Beginn der Pandemie stiegen deshalb in den Städten auch die Zahlen der Shared-Mobility-Nutzungen wieder an, zum Teil auf höhere Wert als vor der Pandemie. Das internationale Marktforschungsunternehmen „360 Research Report“ geht inzwischen davon aus, dass der weltweite MaaS-Umsatz von derzeit rund 43 Milliarden US-Dollar in den nächsten sechs Jahren auf über 300 Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Trotz Corona.

Was heute bereits funktioniert – und was nicht

Eine einheitliche Definition von Mobility-as-a-Service konnte sich bislang nicht durchsetzen. Einigkeit herrscht nur über die wichtigsten Anforderungen, die MaaS erfüllen muss:

  • Beförderungsleistung auf Abruf (als Ergänzung zu den traditionellen öffentlichen Verkehrsdiensten)
  • Plattformbasiertheit (unter Einsatz einer zentralen App)
  • Möglichkeit der Routenplanung, des automatisierten Ticketings und des Bezahlens auf digitalem Weg
  • Effiziente Nutzung mehrerer Verkehrsmittel
Damit eine MaaS-Lösung das alles leisten kann, sind Kooperationen erforderlich: Fahrzeughersteller, Fahrdienstanbieter, Software-Anbieter und ÖPNV-Träger müssen sich zusammenschließen. In Deutschland klappt das bislang nur bedingt. Zwar gibt es seit einiger Zeit Apps, mit denen verschiedene Mobilitätsangebote über eine zentrale Plattform genutzt und bezahlt werden können, aber keine dieser Apps umfasst tatsächlich alle verfügbaren Sharing-Verkehrsmittel eines Ballungsraums. Zudem werden sämtliche Fahrten einzeln abgerechnet, was zwar transparent, aber für den Nutzer unkomfortabel ist. Und: Wer alle über die App verfügbaren Verkehrsmittel nutzen will, muss sich in der Regel bei allen kollaborierenden Partnern gesondert anmelden.

Das Mobility-as-a-Service-Angebot in Deutschland

Die vielversprechendsten MaaS-Lösungen in Deutschland sind die folgenden:

Jelbi

Jelbi ist die App der Berliner Verkehrsbetriebe. Über sie kann man U-Bahn-Fahrten, Bus- und Bahnfahrten und seit Kurzem auch Mietautos, E-Roller und Mietfahrräder buchen. Mit diesem breit gefächerten Portfolio ist Jelbi die leistungsfähigste MaaS-Lösung auf dem deutschen Markt. Allerdings wird auch bei Jelbi jeder in Anspruch genommene Fahrdienst einzeln abgerechnet; eine „Mobilitäts-Flat“ gibt es nicht.

Free Now

Die App wurde 2009 als reine Taxi-App entwickelt und hieß anfangs „MyTaxi“. Im Februar 2019 wurde sie in das Mobilitäts-Joint-Venture von Daimler und BMW integriert und in „Free Now“ umbenannt. Zunächst waren außer Taxis nur die Daimler- und BMW-eigenen Mietwagen-Programme „Car2go“ und „Drivenow“ buchbar, inzwischen gehören aber auch E-Roller der Marke Hive zum Free-Now-Mobilitätsangebot.

Free2move

Free2move ist ein Zusammenschluss aus diversen Mietwagen-Anbietern, Pool-Diensten, E-Roller- und E-Scooter-Anbietern und sieben verschiedene Mietfahrradservices. Die einzelnen Mobilitätsangebote können mit der App gefunden und zusammengestellt werden; anschließend muss der Nutzer sich aber bei jedem Anbieter extra anmelden.

Google

Über Google Maps lassen sich im Rahmen einer Routenplanung zahlreiche Mobilitätsservices anzeigen – neben dem ÖPNV auch Lime-Roller, Mietfahrräder, Uber-Autos und Taxis von Free Now. Der große Nachteil: Google Maps verlinkt nach Auswahl eines Anbieters nur in die jeweilige App. Mit einem Google-Account allein kann man also keinen Lime-Roller mieten.

Smartes Parken – ein wichtiger MaaS-Baustein

Mit der zunehmenden Etablierung von MaaS in den urbanen Ballungsräumen wird sich auch das Parken verändern: Es wird smart. Straßenparkplätze werden zugunsten von Fußgänger- und Radfahrzonen zurückgebaut werden oder zumindest nicht mehr neu geschaffen werden, stattdessen wird sich das Parken auf hoch vernetzte „Mobility Hubs“ konzentrieren – also auf Park-Areale oder Parkhäuser mit digitaler Infrastruktur. An diesen kommen verschiedene Sharing-Angebote zusammen. Die Hubs sind dann eine All-in-one-Abstellmöglichkeit sowohl für Privatfahrzeuge als auch für Shuttle-Fahrzeuge, für Mietwagen und für mietbare Mikro-Verkehrsmittel wie E-Scooter. Sie fungieren damit als Knotenpunkte des MaaS-Prinzips: An ihnen erfolgt der Umstieg vom privaten Individualverkehrsmittel auf ein öffentliches Verkehrsmittel (oder umgekehrt).

Der Schlüssel zur Integration von solchen Mobility Hubs in das Mobility-as-a-Service-Konzept sind digitale Parkraummanagementsysteme, wie sie schon seit einiger Zeit von Unternehmen wie ParkHere angeboten werden. Mit diesen können Autofahrer sich per App einen Parkplatz reservieren und dann ticket- und bargeldlos parken. Zufahrtkontrollsysteme, die die Kennzeichen von einfahrenden Autos automatisch scannen, machen es möglich – defektanfällige Schlagbäume, Ticketautomaten und Münzautomaten sind überflüssig. In Berlin und in Köln werden bereits erfolgreich Mobility Hubs betrieben: Berlin eröffnete den ersten Hub im Jahr 2019; er wird von der BVG in Zusammenarbeit mit der Wohnungsgesellschaft Gewobag betrieben. Köln zog im September 2020 nach. Betreiber sind hier die Unternehmen KairosRed und ParkenPropertyPartner und der Zahlsystem-Anbieter epay.8

Fazit

Mobility-as-a-Service ist ein hoch effizientes Mobilitätskonzept. Weltweit machen schon etliche Metropolen, wie Helsinki, London oder Singapur, sehr gute Erfahrungen damit. In Deutschland läuft MaaS gerader erst an; die verfügbaren Lösungen erfüllen noch nicht alle Erwartungen der Nutzer. Allerdings arbeiten zahlreiche Konzerne mit Hochdruck daran, MaaS auch in Deutschland flächendeckend verfügbar zu machen – darunter Automobilkonzerne wie Daimler und BMW, Mobilitätsanbieter wie Uber, Software-Riesen wie Google und Technologiekonzerne wie Siemens (in Zusammenarbeit mit HaCon, eos.uptrade und Bytemark). Ob MaaS indes tatsächlich zu einem geringeren Verkehrsaufkommen führen wird, bleibt abzuwarten. Möglich wäre auch, dass preiswerte On-Demand-Verkehrsmittel den ÖPNV nicht nur ergänzen, sondern ihn weitgehend ersetzen, wodurch das Verkehrsaufkommen eher noch ansteigen würde. Sicher ist in jedem Fall, dass vernetzte Parkhäuser und Smart-Parking-Systeme Teil der zukünftigen Mobilitätsentwicklung sein müssen, damit der Verkehr im Fluss bleibt – und nicht in hunderttausenden parkplatzsuchenden Privatfahrzeugen oder Sharing-Fahrzeugen erstickt.

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