Unsere Mobilität, insbesondere unsere Automobilität, befindet sich im Umbruch. Wenngleich das Auto auch in Zukunft eine tragende Rolle beim Personentransport spielen wird, so zeichnet sich doch eine Verkehrswende ab: Wir steuern auf einen Mobilitätsmix zu. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Mixes ist Carsharing. Das Konzept der gemeinschaftlichen Fahrzeugnutzung wird den Verkehr künftig nachhaltig prägen – darauf sollten Unternehmen sich jetzt schon einstellen.

Auch, wenn das Carsharing-Geschäft im Zuge der Corona-Krise vorübergehend eingebrochen ist: Grundsätzlich ist Carsharing auf dem Vormarsch. Der Rückgang bei der Nutzung von Sharing-Fahrzeugen seit Beginn der Pandemie ist auf einen allgemeinen Mobilitätsrückgang zurückzuführen und insofern nur eine Momentaufnahme. In Zeiten von Home-Office und Kurzarbeit gibt es nun einmal keine große Nachfrage nach motorisierter Fortbewegung. Wenn die Krise überwunden ist, wird die Nachfrage aber wieder steigen – und dann wird Carsharing auch wieder verstärkt auf den Plan treten.

Bislang eine Erfolgsgeschichte

In Deutschland gibt es Carsharing seit 1988. Damals startete in Berlin das Projekt „stadt-Auto“, aus dem mit der STATTAUTO GmbH das erste kommerzielle Carsharing-Unternehmen hervorging. Sechs Jahre später waren in Deutschland 74 Carsharing-Anbieter aktiv, allerdings fast nur auf Vereinsbasis. Als Geschäftsmodell etablierte sich Carsharing erst Anfang der 2000er Jahre. Heute gibt es bundesweit über 220 Carsharing-Organisationen; der Flottenbestand umfasst rund 25.000 Fahrzeuge. Sharing-Fahrzeuge machen damit einen Anteil von 0,04 Prozent aller zugelassenen Pkw aus. Das ist auf den ersten Blick nicht viel, aber man muss die Entwicklung sehen: Zwischen 2002 und 2020 ist der anfängliche Bestand von 2.000 Fahrzeugen auf mehr als das Zwölffache angewachsen. Die Zahl der angemeldeten Fahrberechtigten beträgt heute knapp 2,3 Millionen (Stand: Januar 2020).

Carsharing: effizient und umweltschonend

Dass Carsharing ein sehr effizientes Automobilnutzungskonzept ist, liegt auf der Hand: Ein Pkw im Privatbesitz wird im Durchschnitt nur eine Stunde pro Tag bewegt, die übrigen 23 Stunden steht er herum. Ein Sharing-Fahrzeug dagegen ist in der Großstadt jeden Tag rund 30 % der Zeit ausgelastet. Das ist aber noch nicht alles. Carsharing entlastet auch das Klima und leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrssituation in Städten und Gemeinden.

Vorteile von Carsharing für Klima, Umwelt und Gesellschaft

  • Weniger Automobilnutzung

Autofahrer, die sich für Carsharing anmelden, fahren nach der Anmeldung seltener mit dem Auto als vorher. In Umfragen des Bundesverbandes Carsharing (bcs) berichten 40 Prozent der Neukunden von einer größeren Zurückhaltung bei der Pkw-Nutzung. Sie fahren dafür öfter mit Bus und Bahn oder mit dem Fahrrad. Bei Autofahrern, die ganz auf Carsharing umsteigen und ihr eigenes Auto abschaffen, ist der Anteil der Autovernachlässiger noch größer: 70 Prozent berichten von einer zurückgegangenen Pkw-Nutzung.

  • Geringerer CO2-Ausstoß

Die in den Carsharing-Flotten eingesetzten Fahrzeuge sind technisch immer nahezu auf dem neuesten Stand, da sie in der Regel alle drei bis vier Jahren durch Neuwagen ersetzt werden. Sie emittieren deshalb pro Kilometer deutlich weniger klimaschädliches CO2 als der Durchschnitt des nationalen Pkw-Bestandes.

  • Platzersparnis

Je nach örtlichen Verhältnissen ersetzt ein Sharing-Fahrzeug zwischen vier und acht Privatfahrzeuge. In innerstädtischen Wohngebieten ist die Quote sogar noch höher: Laut einer bcs-Studie aus dem Jahr 2016 ersetzt ein stationsbasiertes Carsharing-Fahrzeug dort bis zu 20 private Pkw. Für die Inanspruchnahme öffentlicher Flächen bedeutet das, dass ein Sharing-Fahrzeug 99 Meter Straßenrand bzw. 228 m² Parkfläche freigibt.

„Shared Mobility“ löst Besitzdenken ab

Das Umweltbundesamt weist Carsharing als „vierte Säule“ des Umweltverbundes aus – neben ÖPNV, Micro-Verkehrsmitteln (Fahrrad, E-Bike, E-Scooter) und Zu-Fuß-Gehen. Speziell die Tatsache, dass Carsharing sich sehr gut mit anderen umweltfreundlichen Mobilitätsangeboten verknüpfen lässt, macht es zu einem zukunftsträchtigen Fortbewegungskonzept. Im Jahr 2018 hatte das Unternehmen DriveNow anlässlich des 30-jährigen Carsharing-Jubiläums in Deutschland ein Thesenpapier zur Zukunft von Carsharing entwickelt – darin prognostizieren die Mobilitätsexperten, dass in zehn Jahren etwa ein Drittel aller Fahrten in Deutschland mit Sharing-Fahrzeugen zurückgelegt wird. Als wesentlicher Treiber dieser Entwicklung wird in dem Thesenpapier der Trend zu einer „Shared Mobility“ angeführt, also zu einer gemeinschaftlichen Mobilität, in der das eigene Auto nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Denn: Die Nutzung verschiedener, intelligent vernetzter Mobilitätsservices ist klimafreundlicher, ressourcenschonender und wirtschaftlicher als das eigene Auto. Carsharing bzw. integrierte Mobilitätskonzepte werden daher nach Expertenmeinung über kurz oder lang das Privatauto ersetzen, zumindest in urbanen Räumen.

Unternehmen können Geld sparen

Für Unternehmen heißt das: Carsharing muss bei der Planung und Organisation der Mitarbeitermobilität noch stärker in den Fokus gerückt werden als bisher. Zwar ist das Fahrzeugteilen in der Arbeitswelt schon lange etabliert – gemeinsam genutzte Dienstfahrzeuge haben hier seit Jahrzehnten Tradition –, aber die Dimension ist eher klein. Das liegt vor allem am hohen Verwaltungsaufwand. Wenn das firmeninterne Carsharing analog organisiert ist (mit Papierlisten und persönlicher Schlüsselübergabe), rechnet es sich kaum. Bei digitaler Organisation ist das anders: Der Verwaltungsaufwand ist dann viel geringer, fast alles läuft automatisch ab. Wann immer ein Mitarbeiter ein Auto braucht, kann er es per App über eine Internetplattform buchen – und hat dann dank Funkchip-Technologie sofort Zugang zum Fahrzeug. Schlüssel und Papiere liegen im Wagen, eine persönliche Übergabe erübrigt sich. So wird Carsharing im Vergleich zum Konzept des fest zugeteilten Firmenfahrzeugs zum Kostensparmodell. Anbieter wie my-e-car haben entsprechende Lösungen für Unternehmen entwickelt. Wenn die Fahrzeuge dann außerhalb der Mitarbeiter-Dienstzeiten auch noch für andere Carsharing-Kunden freigegeben werden, steigt die Rentabilität nochmals an. In Kombination mit digital gesteuerten Parkplatzmanagement-Systemen, wie sie von Unternehmen wie ParkHere angeboten werden, eröffnen sich dann ganz neue Einnahmequellen.

Carpooling Carsharing two men in car

Carpooling als Weiterentwicklung des klassischen Carsharings

Corporate Carsharing weitergedacht: Carpooling

Das Prinzip der gemeinschaftlichen Fahrzeugnutzung ist aber nicht nur für Unternehmen mit eigenem Fuhrpark interessant – auch Firmen, die lediglich Firmenparkplätze vorhalten, können davon profitieren. Der Schlüssel dazu ist digital organisiertes „Carpooling“. Unter Carpooling versteht man den Zusammenschluss von zwei oder mehr Personen, die in einem Fahrzeug, das einem der Personen gehört, gemeinsam den Weg zu einem bestimmten Ziel (zum Beispiel zur Arbeitsstätte) zurücklegen. Solche Fahrgemeinschaften senken nicht nur die Fahrtkosten für alle Beteiligten, sondern reduzieren auch den Pendlerverkehr. Vorteil des Carpoolings für Unternehmen: Der Parkdruck auf den Firmenparkplätzen sinkt, ebenso wie der morgendliche Stresslevel der Mitarbeiter. Zudem reduzieren sich die verkehrsbedingten Verspätungen. Für Firmen mit eigenen Stellplätzen empfiehlt es sich also, Carpooling unternehmensseitig für die Belegschaft anzubieten. ParkHere bietet auch hierfür eine smarte Lösung an – sie ermöglicht es den Nutzern, Fahrten unkompliziert gemeinsam zu planen und direkt einen Stellplatz zu reservieren.

Fazit

Deutschland steht vor großen verkehrs- und klimapolitischen Herausforderungen. Das Erreichen der Klimaschutzziele ist nur möglich, wenn sich die Mobilität im Land verändert – und zwar dergestalt, dass die motorisierte Individualmobilität zurückgeht. Carsharing ist dafür ein hilfreiches Instrument. Zwar ist Carsharing nicht unmittelbar umweltfreundlicher als das Konzept „Eigenes Auto“ (eine Autofahrt bleibt eine Autofahrt, ob mit dem eigenen Wagen oder mit einem Sharing-Fahrzeug), aber es führt zu einem weniger auf Pkw fixierten Mobilitätsverhalten. Insofern fördert es mittelbar eine Reduzierung des Autoverkehrs. Da urbane Ballungszentren sich in Zukunft ohnehin weniger stark an den Bedürfnissen des Individualverkehrs mittels Privat-Pkw orientieren werden, wird Sharing für alle Bereiche der städtischen Mobilität richtungsweisend sein. Unternehmen sollten dieser Entwicklung jetzt schon Rechnung tragen und sich auf Sharing-Konzepte fokussieren – sowohl in Bezug auf das Flottenmanagement als auch in Bezug auf die Parkplatzorganisation. Sie würden damit nicht nur etwas für die Umwelt tun, sondern auch Geld sparen. In etlichen Firmen ist der Fuhrpark heute der zweitgrößte Kostenblock nach den Personalkosten – das würde sich ändern, wenn Dienstfahrzeuge weniger oft ungenutzt herumstünden. Das Carsharing-Konzept ermöglicht es sogar, Firmenautos und Firmenparkplätze für Nichtmitarbeiter zur Verfügung zu stellen und so zusätzliche Einnahmen zu generieren. Digitale Lösungen von spezialisierten Anbietern sind bereits auf dem Markt. Hier sollten Fuhrparkmanager die Kostenkonstellation einmal gründlich durchrechnen.

 

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Quellen:

carsharing.de (2020): Geschichte (https://www.carsharing.de/alles-ueber-carsharing/ist-carsharing/geschichte)

carsharing.de (2020): Zahlen-Daten (https://carsharing.de/presse/fotos/zahlen-daten/anzahl-carsharing-fahrzeuge-carsharing-kunden)

carsharing (2020): Elektromobilität (https://www.carsharing.de/themen/elektromobilitat/elektromobilitat-carsharing)

carsharing.de (2020): Umweltbilanz (https://www.carsharing.de/alles-ueber-carsharing/umweltbilanz/carsharing-entlastet-umwelt-verkehr)

umweltbundesamt.de (2020): Car-Sharing (https://www.umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet/car-sharing#umweltvorteile-von-car-sharing)

next-mobility.news (2018): Sechs Thesen zur Zukunft der Mobilität (https://www.next-mobility.news/carsharing-sechs-thesen-zur-zukunft-der-mobilitaet-a-712398/?p=2)

alle Quellen wurden zuletzt abgerufen am 01.06.2020