Er braucht das Auto nur noch in der Einfahrt des Parkhauses abzustellen, Rest erledigt das Fahrzeug selbst. Es fährt, bremst und parkt – völlig autonom. Was zunächst nur nach einem Komfortgewinn klingt, kann der Anfang vom Ende aller Parkprobleme sein. Dieser Artikel stellt Ihnen das Konzept vor.

Parktechnologien, bei der Fahrzeuge automatisch in einem Parkhaus zum Stellplatz gelangen, sind weltweit bereits vertreten. Parkhäuser mit Regalboxsystemen sind in Japan bereits seit den 80er-Jahren verbreitet und in Deutschland werden erste vollautomatisierte Parkhäuser wie am Düsseldorfer Flughafen unterhalten. In diesen befördert ein Kran oder eine Hubeinrichtung die Autos in kompakte Parkboxen, nachdem sie von den Fahrern auf einer Ein- und Ausgabeplattform abgestellt wurden. Allerdings ist es bei diesen Parkhäusern die Parkhausmechanik, die die Arbeit erledigt. Regalboxparkhäuser haben zudem zwei große Nachteile: Sie erfordern wegen der teuren Mechanik eine hohe Investitionssumme und erlauben kein schnelles Ein- und Ausfahren. Wenn Autofahrer in einem Regalparkhaus parken, müssen sie deshalb in der Regel pauschale Tagestarife bezahlen und beim Abholen ihres Autos Geduld mitbringen. Beim Automated Valet Parking (AVP) ist dies anders: Die Parkhäuser benötigen keine spezielle Mechanik und der Parkvorgang verläuft zügiger als beim herkömmlichen Parken mit einem Fahrer.

Smartphone Fahrzeug parken

Automated Parking by Bosch

Parking as a Service – Das ist Valet Parking 

Valet Parking kommt ursprünglich aus den USA und bezeichnet eine Dienstleistungsform: Auf Casino- und Motel-Parkplätzen stehen Mitarbeiter bereit, die für die Gäste das Parken übernehmen (valet = engl. Kammerdiener). Die Gäste geben bei der Ankunft lediglich ihre Autos samt Autoschlüssel ab und das Personal kümmert sich um den Verbleib der Fahrzeuge. In Deutschland wird dieser Service vor allem an Flughäfen angeboten. Vor einigen Jahren haben dann der Technologie-Konzern Bosch und die Daimler AG gemeinsam Weiterentwicklungsmöglichkeiten erforscht und ein System entwickelt, bei dem menschliche Fahrzeugführer zum Parken nicht mehr gebraucht werden: das Automated Valet Parking.

Funktionsweise beim automatisierten Parken 

Im Jahr 2017 stellte Daimler das System des Automated Valet Parking in der Tiefgarage des Mercedes-Benz-Museums in Stuttgart vor. Der Parkvorgang läuft wie folgt ab: Der Autofahrer fährt bis zu einer „Pick-Up-Area“ vor und steigt anschließend  aus dem Fahrzeug aus. Mit seinem Smartphone aktiviert er das Automated Valet Parking per App, danach verlässt er das Parkhaus. Alles Weitere erledigt das Fahrzeug: Es fährt eigenständig durch die Gänge, lokalisiert eine freie Parklücke und parkt eigenständig auf dem Parkplatz ein. Während der Fahrt überwachen Sensoren die unmittelbare Fahrzeugumgebung. Droht ein Kontakt, etwa mit einem Fußgänger, bremst das Auto augenblicklich ab. Bei der Fahrzeugabholung verläuft der Vorgang umgekehrt: Der Autofahrer beordert das Fahrzeug per Smartphone zur „Drop-Off-Area“. Das Auto legt den Weg automatisiert vom Parkplatz zur Abholstation zurück und der Fahrer steigt dort in das Auto und kann unverzüglich aus dem Parkhaus fahren.

Bosch automated parking

Infografik zur Funktionsweise des Automated Valet Parking

Zusammenspiel aus Fahrzeugelektronik und Parkhaus-Infrastruktur

Das autonome Parken kann nicht durch das Fahrzeug allein vollzogen werden. Für Automated Valet Parking muss das Parkhaus ebenfalls mit intelligenter Technologie ausgestattet sein. Die im Parkhaus notwendige Infrastruktur umfasst zum einen Kameras, die freie Stellplätze erkennen, und zum anderen eine Software, die den Fahrweg vorausberechnet. Zudem muss eine Anbindung an die Cloud gegeben sein, damit die Software per IoT-Technik mit dem Fahrzeug kommunizieren und Navigationsanweisungen bereitstellen kann. Anhand der Anweisungen kann sie das Auto mit Lenk- und Gasbefehlen Rampen hochschicken und innerhalb des Parkhauses auch Stockwerke wechseln lassen. Im Juli 2018 erhielt Daimler in China als erster Automobilhersteller eine Genehmigung zur Erprobung von AVP-Testfahrzeugen im öffentlichen Raum. Ein Jahr später genehmigten auch die deutschen Behörden die AVP-Technologie. Seither ist das System in Baden-Württemberg offiziell zugelassen, allerdings nur für fünf Testfahrzeuge.

Vorteile des Automated Valet Parking 

Das Automated Valet Parking ist eine bedeutende Innovation, die weniger durch den Komfortgewinn für den Autofahrer als vielmehr durch die verbesserte Effizienz im Parkwesen einen Mehrwert generiert. Mit dem automatisierten Parken kann der Parkvorgang in gemeinschaftlich genutzten Park-Arealen schneller und sicherer vollzogen werden und die Parkkapazitäten werden besser ausgelastet.

Zeitersparnis

Laut einer Studie des Verkehrsforschungsunternehmens INRIX verbringt der deutsche Autofahrer rund 41 Stunden im Jahr mit der Parkplatzsuche, wobei vierzig Prozent auf die Stellplatzsuche im Parkhaus entfallen. Automated Valet Parking könnte diese Suchzeit sowie die damit einhergehende Luftverschmutzung deutlich reduzieren. Das Konzept bietet in Kombination mit digital gesteuerten Parkplatzmanagementsystemen einen Baustein der modernen Parkraumbewirtschaftung. Durch die Verbindung von Parkhaustechnologie und smarter Parkraumbewirtschaftung wird das Reservieren und Buchen eines Stellplatzes aus der Ferne ermöglicht und das automatisierte Parken kann einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Verkehrsprobleme in Ballungsräumen leisten.

Sicherheitsgewinn

Automated Valet Parking ermöglicht sowohl für den Fahrer als auch für das Auto ein sicheres Parken. Für den Fahrer erhöht sich die Sicherheit, da er keine unfallträchtigen Gänge über die Parkhausstraßen und -rampen auf sich nehmen muss. Frauen müssen zudem keine Übergriffe mehr in dunklen Parkhausecken befürchten. Für das Fahrzeug erhöht sich die Sicherheit insofern, als Fahrfehler beim Einparken auf ein Minimum reduziert werden können. Das kommt auch den Autofahrern zugute und schont die Gefahr von teuren Lackschäden und Dellen. 

Platzersparnis

Die Fahrzeuge können in einem Parkhaus mit Automated Valet Parking dicht nebeneinander abgestellt werden, da kein Abstand für das Öffnen von Türen notwendig ist. Anbietern wie Bosch zufolge erhöht das die Kapazitäten, sodass mehr Fahrzeuge in einem Parkhaus Platz finden. In diesem Aspekt liegt vor dem Hintergrund einer effizienten Parkraumbewirtschaftung wohl der größte Vorteil des Systems. Bestehende Parkhäuser lassen sich mit der Technologie nachrüsten und können ihre Parkkapazität dadurch um bis zu 20 % erhöhen. Das ist nicht nur für die Betreiber von öffentlichen Parkhäusern interessant, sondern auch für Unternehmen mit Firmenparkplätzen, Hotels oder Messen. 

Fazit

In Verbindung mit einer effektiven, Technologie-gesteuerten Parkraumorganisation kann Automated Valet Parking  somit einen wertvollen Beitrag für Parkende und Betreiber leisten.

Das Automated Valet Parking, wie es vom Automobilkonzern Daimler und dem Zulieferer Bosch realisert wurde, ist die nächste Stufe der elektronischen Einparkassistenz: Das Fahrzeug parkt nicht nur selbständig in eine Parklücke ein, sondern macht sich zuvor im Parkhaus auch selbständig auf die Suche nach einem freien Stellplatz. Das ermöglicht hocheffizientes, platzsparendes Parkmanagement mit Zeit- und Komfortgewinn für den Autofahrer. Die neue Technologie ist somit nicht nur Komfort- und Zeitgewinn, sondern kann auch einen revolutionären Meilenstein in der Mobilitätsentwicklung darstellen. Das Automated Valet Parking ist die weltweit erste behördlich für den Alltagsbetrieb zugelassene fahrerlose Funktion im vollautomatisierten Fahren. Als Teil eines digital gesteuerten Parkraumbewirtschaftungssystems, das als weitere Komponenten automatisierte Stellplatzbuchung, elektronisches Bezahlen und eine schrankenlose Zugangskontrolle umfasst, kann es die Parkplatzsituation in den Städten effektiv verbessern und die vorhandenen Parkprobleme lösen.

Anders als die letztgenannten Komponenten, die bereits erprobt sind und von Unternehmen wie ParkHere angeboten werden, ist Automated Valet Parking noch in den Anfängen der Umsetzung. Bislang ist kein Serienfahrzeug, mit dem vollautomatisierten Parksystem ausgerüstet. Dafür sind vor allem gesetzliche Grundlagen verantwortlich: Innerhalb der EU sind nur Assistenztechnologien zum halbautomatisierten Fahren für die Serienreife zugelassen.  Vollautomatisierte Technologie wie das Automated Valet Parking darf aktuell nur im Testbetrieb verwendet werden. Die Europäische Wirtschaftskommission entwickelt jedoch gerade neue einheitliche Regeln für Europa. Diese sollen im März 2020 vorgelegt und anschließend zu nationalem Recht umgewandelt werden. Die Zukunft des automatisierten Parkens ist daher zukünftig vielerorts denkbarer Standard. 

 

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Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Automatisches_Parkhaus&sa=D&ust=1585648439592000&usg=AFQjCNGSTb_jEcu7KkWv17UeDr56bux_6g

https://blog.zhaw.ch/marketingmanagement/meilenstein-bei-mercedes-benz-das-automated-valet-parking/&sa=D&ust=1585648439601000&usg=AFQjCNHU8ufYYtcEw6REWg_RG90ySky-fg

https://logistik-aktuell.com/2018/11/30/automated-valet-parking/

https://www.automobilwoche.de/article/20190723/NACHRICHTEN/190729993/automated-valet-parking-daimler-und-bosch-bekommen-die-zulassung-fuers-autonome-parken

https://inrix.com/press-releases/parking-pain-de/

https://www.golem.de/news/automated-valet-parking-daimler-und-bosch-duerfen-autonom-parken-1907-142731.html

https://www.inside-digital.de/ratgeber/autonomes-fahren-level

alle Quellen wurden am 30.03.2020 abgerufen