Autonomes Fahren – so weit ist die Entwicklung

Weltweit kommt es jährlich zu etwa einer Million Verkehrstoten. Insbesondere in den Industriestaaten tritt der Großteil dieser Todesfälle im Individualverkehr auf. Lösungen, die diese Zahl reduzieren können, sind daher sehr gefragt. Viele Experten erkennen im autonomen Fahren das Potential, den Straßenverkehr sicherer zu machen. Autonome Fahrzeuge werden nie müde oder unaufmerksam, sodass die Schwächen eines menschlichen Fahrers entfallen. Durch die Vernetzung und laufende Kommunikation untereinander können autonome Autos den Verkehrsfluss nicht nur sicherer, sondern auch flüssiger gestalten.

Allerdings handelt es sich aktuell beim autonomen Fahren nach wie vor um eine Zukunftsvision. Wir befinden uns an der Schwelle zum hochautomatisierten Fahren, bei dem das Fahrzeug zahlreiche Aufgaben für den Fahrer übernimmt, dieser jedoch nach wie vor jederzeit bereit sein muss, ins Geschehen einzugreifen.

Ist autonomes Fahren die Mobilität der Zukunft?

Viele Experten erwarten, dass autonomes Fahren die Mobilität der Zukunft bestimmen wird. Autonome Fahrzeuge können, da sie miteinander kommunizieren, mit geringerem Sicherheitsabstand verkehren als von Menschen gefahrene Kfz. Darüber hinaus können sie den Verkehr flüssiger gestalten, ebenfalls aufgrund des ständigen Datenaustauschs. Jedoch müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden, damit das autonome Fahren seinen großen Durchbruch erlebt. Darüber hinaus zweifeln manche Wissenschaftler und Stadtplaner daran, ob die Zukunft des autonomen Fahrens in der Individualmobilität liegt.

Voraussetzungen für autonomes Fahren

Damit das autonome Fahren sich endgültig durchsetzt, müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden:

  • Schnelles Mobilfunknetz: Die Vernetzung ist der Schlüsselfaktor des autonomen Fahrens. Seine Vorteile können sich nur entfalten, wenn alle autonomen Fahrzeuge jederzeit miteinander kommunizieren können – dies ist die Voraussetzung für die gesteigerte Sicherheit und den besseren Verkehrsfluss. Ermöglicht wird diese Kommunikation durch ein stabiles und schnelles Mobilfunknetz an den Straßen. Gerade in Ländern wie Deutschland stellt dies aktuell noch ein Problem dar.
  • Fahrerfahrung abbilden: Der menschliche Fahrer stellt einen Risikofaktor im Straßenverkehr dar, denn er kann abgelenkt werden oder einen Augenblick lang unaufmerksam sein. Gleichzeitig verfügen erfahrene Autofahrer über eine Intuition, welche für Maschinen schwer zu erlernen ist. Atypisches Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer, etwa von Fußgängern, ist für autonome Fahrzeuge schwer zu verarbeiten – einer der Gründe, warum aktuell noch keine autonom fahrenden Autos im komplexen Stadtverkehr unterwegs sind. 
smart connection in the city

Abbildung 1: Autonomes Fahren könnte für mehr Sicherheit und und besseren Verkehrsfluss sorgen

Schwächen des autonomen Fahrens als Individualverkehr

Das autonome Fahren weist auch Schwächen auf, insbesondere in puncto Nachhaltigkeit und Verkehrsaufkommen. Der Stadtplaner Peter Calthorpe aus San Francisco sieht im autonomen Individualverkehr gar den “Tod der Stadt”. Wenn das Pendeln durch autonomes Fahren attraktiver wird, sorge dies dafür, dass das Wohnen außerhalb der Stadt attraktiver werde, davon ist Calthorpe überzeugt. In der Folge rechnet er mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Das würde noch mehr statt wie erhofft weniger Autos auf den Straßen bedeuten. Calthorpe rechnet damit, dass autonome Fahrzeuge in Privatbesitz zu 30 – 35% mehr gefahrenen Kilometern pro Kopf führen würden. Im Falle von Carsharing dürften es sogar noch mehr werden, da das bestellte Auto oftmals bereits vor Start der eigentlichen Fahrt mit Passagier viele Kilometer zurücklegen müsste. Für diesen Fall geht er von 60% mehr gefahrenen Kilometern pro Kopf aus.

Chancen im öffentlichen Nahverkehr

Calthorpe ist der Überzeugung, dass dem autonomen Fahren in der Mobilität der Zukunft eine entscheidende Rolle zuteil wird – allerdings im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs statt im Individualverkehr. Insbesondere US-amerikanische Städte wie San Francisco haben hier viel Nachholbedarf, denn öffentlicher Verkehr ist hier zwar vorhanden – in San Francisco etwa in Form von Cable Cars, Straßenbahnen, Bussen und einem Schnellbahnnetz -, doch das Angebot ist viel zu gering, um eine attraktive Alternative zum Auto darzustellen. Die Takte der Linien sind zu lang, und viele Bereiche der Stadt werden nicht gut vom Netz abgedeckt.

Sowohl innerhalb der Städte als auch auf längeren Strecken sehen viele Wissenschaftler großes Potential im öffentlichen Verkehr, so auch die gemeinnützige Allianz pro Schiene. Sie weist darauf hin, dass in der EU das Potential des grenzüberschreitenden Personenzugverkehrs noch lange nicht ausgeschöpft wird. Um das europäische Zugnetz weiter auszubauen, müsste das Schienennetz digitalisiert und vereinheitlicht werden. Doch auch technologische Neuerungen bei den Zügen selbst können einen Beitrag leisten, beispielsweise in Form von Zügen mit Batterien auf dem Dach, die auf diese Weise auch Strecken ohne elektrische Oberleitungen befahren können. Das Thema autonomes Fahren ist auch im Zugverkehr relevant, so könnte die Vernetzung von Zügen dazu führen, dass mit minimalem Abstand mehr Züge auf den Schienen unterwegs sein könnten.

https://www.youtube.com/watch?v=Z8yseSD954Y

Video: Eine ARTE Dokumentation von Christian Vogel bietet tiefgehende Einblicke in Mobilitätskonzepte der Zukunft.

Verzahnte Mobilität als Lösung

Sigrid Dahlberg-Krajewski vom Mobilitäts-Start-up Trafi ist davon überzeugt, dass die Zukunft der Mobilität nicht in einem “entweder oder” liegt, sondern in der Verzahnung der unterschiedlichen Mobilitätsangebote. Trafi hat unter anderem die App Jelbi entwickelt, welche alle Mobilitätsangebote in Berlin bündelt und dem User alle Möglichkeiten, von A nach B zu kommen, anzeigt – vom Fahrrad über öffentliche Verkehrsmittel bis hin zum Carsharing. Dauer der Fahrt sowie die Kosten werden ebenfalls angezeigt.

Dahlberg-Krajewski geht davon aus, dass wir in Zukunft “Mobilität als Dienstleistung konsumieren” werden und die einfache und unkomplizierte Nutzung mehr und mehr Menschen von Sharing-Angeboten überzeugen wird.

Diese verzahnte Mobilität würde in der Zukunft ein Miteinander aus Fahrradverkehr, öffentlichem Personennahverkehr, Autoverkehr und weiteren Mobilitätsangeboten bedeuten.

Smart Parking als Teil des Mobilitätskonzepts von morgen

Auch der sogenannte ruhende Verkehr, also parkende Pkw, stellt insbesondere in den Städten ein Problem dar. Parkplätze nehmen mitunter einen großen Teil des urbanen Raums ein, während gleichzeitig zahlreiche Autofahrer, die erfolglos nach einem freien Parkplatz suchen, das Verkehrsaufkommen signifikant erhöhen. Smarte Lösungen für das Parken dürften sich in der Zukunft nahtlos in innovative urbane Mobilitätskonzepte einfügen.

Sowohl in der öffentlichen Parkraumbewirtschaftung als auch auf Unternehmensparkplätzen und in Parkhäusern und Tiefgaragen bietet Smart Parking ein enormes Potential, das Parken effizienter und unkomplizierter zu gestalten. Zu den innovativen Konzepten im Bereich Parkraummanagement gehören unter anderem die folgenden Lösungen:

  • Parkplatz-Sharing
  • Regulierungsmaßnahmen für innerstädtisches Parken
  • Park+Ride-Systeme
  • Spezielle Services in Parkhäusern, z.B. Ladestationen für Elektrofahrzeuge oder Leih-Fahrräder vor Ort

 

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